Am 13.06.2015 besuchte ich zum ersten Mal die PARADA RÓWNOSCI in Warschau. Übersetzt bedeutet PARADA RÓWNOSCI - Parade der Gleichheit oder vielleicht besser der Gleichstellung. Sie ist damit das, was wir CSD oder Pride-Parade nennen würden.

Unter dem Motto „Równe prawa – wspólna sprawa“ – „Gleiche Rechte – Gemeinsame Angelegenheit“ versammelten sich die Teilnehmer gegen 15:00 Uhr vor dem Sejm, dem Sitz des polnischen Parlaments. Nach einer Auftaktkundgebung mit verschiedenen Reden, deren Inhalt ich nur bruchstückhaft verstand (Ich lerne die Sprache ja noch…:-) setzte sich die Parade mit 4 Trucks und einigen tausend Teilnehmer_innen in Bewegung. Im Verlauf passierte sie den Platz Zbawiciela, auf dem ein künstlicher Regenbogen für Offenheit, Akzeptanz und eine freie Gesellschaft wirbt. Dieser Regenbogen bezieht sich dabei nicht nur auf die LGBTTIQ – Community. Weiter vorbei ging es am Kulturpalast, der Vertretung der Europäischen Kommission und am Präsidentenpalast.

Dass das Thema in Polen noch immer eine gewisse gesellschaftliche Brisanz hat, belegt der Polizeieinsatz um die Parade. Rings um die Parade waren mehrere Hundertschaften eingesetzt, um diese zu schützen und auch die beiden Gegenkundgebungen zu betreuen. Außerdem wurde die gesamte Strecke mit Posten besetzt.

Entlang der Strecke gab es zwei Gegenkundgebungen mit insgesamt etwa 100 Teilnehmer_innen. Die einen erkannten einen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie und für die andere Gruppe ist einfach alles Moderne ein Graus…. Egal, beim Passieren der beiden Kundgebungen wurde kurz die eigene Meinung erläutert und dann die Musik lauter gedreht. Und zwanzigtausend, so die offizielle Zahl, gegen 100 sind ein Statement für sich. Und so eine Demo macht doch auch viel mehr Spaß, wenn man den Gegner auch sehen kann. Zu Zwischenfällen kam es jedenfalls nicht.

Und in dem Verhältnis zeigte sich Polens Hauptstadt dann auch im Verlauf der gesamten Demonstration. Klar gab es skeptische Blicke, alte Opas mit Stinkefingern, aber eben auch alte Damen, die mit Tränen in den Augen klatschten oder das Brautpaar das den Teilnehmer_innen Parade zujubelte und viele andere positive Reaktionen, wie zum Beispiel die Regenbogenbeleuchtung des Kulturpalastes nach Einbruch der Dunkelheit. Wirklich nachdenklich stimmte mich zum Schluss ein junger Mann, der zum Abschluss wieder alle seine Sticker vom Rucksack entfernte. Ob er das auch in Berlin machen würde? Vielleicht, denn ich glaube so viel weiter sind wir hier auch nicht, wie die Zahl homophober Übergriffe beweist.

Am Ende aber hatte ich ein sehr schönes Regenbogenwochenende in Warschau. Also vielleicht bis zum nächsten Jahr im Juni in Warschau.